Bike-Aufbau

Um auf schwierigen, alpinen Wegen sicher fahren zu können, ist neben der entsprechenden Fahrtechnik auch ein geeignetes Bike Grundvorraussetzung.
Wie bei allen Mountainbikes, die bergauf und bergab bewegt werden, lässt man sich hierbei auf eine Kompromisslösung ein: unverzichtbar sind sehr gute Bergabeigenschaften, wobei auf Highspeedperformance und auf Stabilität für große Sprünge verzichtet werden kann. Daneben soll das Rad so gut als möglich bergauf fahr- und tragbar sein.

Meist handelt es sich um modifizierte Räder aus der Enduro- bis Freeriderklasse mit vorne und hinten 160 bis 200 mm Federweg, Bremsen am oberen Ende der Leistungsskala, Downhillbereifung und einem Gewicht zwischen 14 und 16 kg.

Rahmen

Ein Rad definiert sich primär über seinen Rahmen. Obwohl einige Fahrer mit Freeridehardtails unterwegs sind, haben sich vor allem vollgefederte Modelle durchgesetzt.
Ein flacher Lenkwinkel von 64° bis 67° erleichtert das Fahren im steilen Gelände und bei Absätzen, gleichzeitig verlagert ein steiler Sitzwinkel (72° bis 74°) beim Treten im Sitzen den Schwerpunkt nach vorne, ermöglicht so guten Vortrieb und verhindert ein aufsteigendes Vorderrad.
Das Oberrohr sollte gute Bewegungsfreiheit bieten, die Sattelstütze komplett versenkbar. Außerdem muss der Rahmen breiten Reifen genügend Platz bieten.

Am Hinterbau haben sich keine speziellen Technologien durchgesetzt, von Horst-Links über abgestützte Eingelenker, VPP, Full Floater oder neuerdings auch Systeme, bei denen Dämpfer auf Zug arbeiten, werden alle möglichen Konzepte gefahren.

Die Wahl der Rahmengröße basiert meistens alleine auf anatomischen Begebenheiten. Manche Fahrer tendieren dabei jedoch zu längeren Radständen, um Steilstufen besser fahren zu können. Andere bevorzugen dafür kürzere Rahmen für mehr Wendigkeit in Spitzkehren.

Federung

Bei der Federung liegt der Fokus, durch die eher langsame Geschwindigkeit auf der Gabel. Die Gabel soll verblockte Passagen gut wegdämpfen, aber im steilen Gelände nicht zu weit einsinken, um auch dort noch große Schläge schlucken zu können und um Überschlagsgefühle zu vermeiden.
Hier werden neben den leichteren Luftgabeln auch gerne Stahlfedergabeln gefahren, welche linearer arbeiten und bei Stufen weniger einsinken, als die meisten aktuellen Luftgabeln. Durch moderne Druckstufeneinheiten, die zwischen Low und Highspeed Schlägen differenzieren, kann aber auch mit Luftgabeln inzwischen eine passable Performance im Steilen erreicht werden.
20 mm Steckachsen sind üblich, eine Absenkfunktion gerne gesehen, aber bei Hinterbauten, die bergauf nicht wegsinken, nicht unbedingt notwendig.

Doppelbrückengabeln sind aufgrund ihres eingeschränkten Einschlagwinkels weniger verbreitet. Dabei gibt es jedoch auch Fahrer, welche dies durch frühzeitiges Hinterradversetzen kompensieren. Sie sehen es als Vorteil, den Gabelanschlag im steilen Gelände zum stabilen und kräfteschonenden Abstützen nutzen können.

Beim Dämpfer hingegen sind nur wenige bereit, sich eine ausgezeichnete Performance durch einen schweren Downhilldämpfer zu erkaufen – leichte und einfacher aufgebaute Luftdämpfer reichen den meisten bereits.

Reifen

Da man häufig im Grenzbereich der Reifenhaftung unterwegs ist, entscheiden oft die Reifen, ob eine Stelle fahrbar ist oder nicht. Üblicherweise greift man zu Downhillreifen der Breiten von 2,4″ bis 2,7″ mit weichen Gummimischungen und fährt diese mit wenig Luftdruck von teilweise sogar bis unter 1 bar. Hier erhöht sich der Grip deutlich, der schwächere Kurvenhalt und höhere Rollwiderstand wird dafür gerne in Kauf genommen.
Neben pannensicheren, doppelwandigen Downhillversionen, werden auch dünnere und leichtere Freerideversionen angeboten, die aber wieder ein erhöhtes Risiko von Durchschlägen bergen.
Neuerdings werden auch schlauchlose Systeme ala tubeless mit Milch oder UST gefahren. Diese bieten hohen Pannenschutz, Lösungen ohne UST verlieren aber gerne bei wenig Druck und seitlichen Belastungen  etwas Luft.

Bremsanlage

Der Bremsanlage kommt eine große Bedeutung zu, muss sie doch oft vom ersten bis zum letzten Meter durchgehend bremsen und soll auch nur mit einem Finger jederzeit das Vorderrad zum Hinterradversetzen blockieren können. Große Scheiben mit vorne mindestens 200 mm, hinten mindestens 180 mm werden zumeist mit standfesten Bremsen aus dem Downhillsektor kombiniert.

Schaltung

Bezüglich der Schaltung wird derzeit großteils auf die klassische Kettenschaltung gesetzt, obwohl auch Nabenschaltungen Vorteile bringen können.
An der Kurbel wird das große Kettenblatt gegen ein Bashguard getauscht, die beiden restlichen Kettenblätter haben üblicherweise eine Größe von 22 bis 36 Zähnen.
Um einen straffen Kettensitz zu gewährleisten und die Gefahr des Hängenbleibens an Steinen oder Wurzeln zu vermindern, werden Schaltwerke mit mittleren oder kurzen Käfigen montiert.
Klassische Kettenführungen haben bei Aufsetzern ihre Nachteile und werden deshalb zum Teil gemieden.

Lenker

Breite Lenker, wie sie im Downhill gefahren werden, können im Gelände hinderlich sein. Es haben sich daher moderate Breiten ab 680 mm durchgesetzt. Die Längen der Vorbauten bewegen sich zwischen 40 mm bis 60 mm.

Pedalen

Bei den Pedalen werden vor allem Plattformpedale aus dem Downhillbereich verwendet, vereinzelte Fahrer setzen jedoch auf Klickpedale oder Pedale aus dem Trialbereich.

Leichtbau?

Um das Gesamtgewicht insbesondere beim Tragen niedrig zu halten, kann Leichtbau in verschiedenen Bereichen ohne Stabiliätsprobleme erreicht werden: Schaltung, Sattel und Sattelstütze, Kurbel oder verschiedene Kleinteile eignen sich zum Leichtbau ohne schlechtes Gewissen.
Daneben finden auch die üblichen Leichtbaulösungen mit Stabiliätsanspruch im Bereich Laufrad, Lenker, Vorbau oder Rahmen, Anwendung. Auch Teile aus Carbon werden immer populärer.

Individuelle Lösungen

Das optimale Rad zum Bikebergsteigen ist aber noch nicht erfunden, daher experimentieren viele Fahrer mit eigenen, unkonventionellen Lösungen.

So verzichten manche neben dem großen noch auf das mittlere Kettenblatt und fahren nur mit dem 22er Blatt und einem Bashguard aus dem Trialbereich. Das ermöglicht mehr Bodenfreiheit und spart Gewicht.

Eigenbaukettenführung

Eigenbaukettenführung

Klassische Kettenführungen haben einen Nachteil beim Aufsetzen auf Hindernissen: Bevor ein Stein vom Bashguard zum Reifen gelangt, drückt er noch den unteren Arm der Kettenführung nach oben. Das bedingt, dass die Rolle der Führung die Kette gegen die Kettenstrebe drückt – die Kette schabt dann an der Kettenstrebe. Deshalb ersetzen einige Fahrer die Kettenführung durch die Spannwirkung eines kurzen Schaltwerks, das viele mit einer Eigenbaukettenführung unterstützen und bergab leiser machen: In der Mitte der Kettenstrebe wird ein einfaches Kunststoffrohr, ein halber Griff oder ähnliches angepasst und befestigt, in dem die Kette verläuft.

 

 

Es lohnt sich auch, über den Tellerrand der MTB-Industrie hinauszuschauen: Käfigpedale aus dem Trialbereich sind nicht nur leicht, sie bieten für grobstollige Bergstiefel und bei Schlamm und Schnee auch hervorragende Gripeigenschaften.